Chronik

Ein herzhaftes Glückauf dem 100 jährigen RPV Unterverband

Wer etwa glaubt, 100 jährige seien alt, ja uralt, hat sich beim SEV-Unterverband RPV gründlich getäuscht. Man braucht bloß eine lebhafte RPV Sektionversammlung oder eine Kreistagung besucht zu haben, dann weiß jeder, wo Bartli den Most holt. Die Sprache ist eine ungeschminkt deutliche, ja manchmal deftige. Die Leute sind offen, gesprächig, erfindungsreich und 100%ige Eisenbahner. Der SEV als die Gewerkschaft der Eisenbahnnerinnen und Eisenbahner darf heute seinem jugendlich und dynamisch gebliebenen Unterverband RPV zum 100. Geburtstag gratulieren. Die Rangierer näher vorzustellen, hiesse Wasser in den Rhein zu tragen. Wir alle kennen sie als jene mutigen Männer, die behende und schnell zwischen die Puffer stehen, kuppeln oder entkuppeln und sich, als ob nichts geschehen wäre, bereits der nächsten Arbeit zuwenden. Wer hatte ihnen nicht schon zugeschaut und sie heimlich bewundert oder gar ein wenig gezittert.
Als Bahnfahrer bin ich ihnen dankbar für ihre exakte, schnelle und auf Sicherheit bedachte Arbeit, die nicht gerade ungefährlich ist. Als Gewerkschafter bin ich den Rangierern dankbar für ihre sprichwörtliche Treue zu Gewerkschaft SEV. Merci, liebe RPV-Kollegen für Eure Arbeit, beruflich und gewerkschaftlich. Gewiss, der gewerkschaftliche Alltag des RPV ist kein Honiglecken. Wer würde sich nicht an den Erstfelder Handel zurück erinnern, als Tausende von SEV-Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmern im November 1992 gegen den massiven Stellenabbau protestiert haben. Aus diesem RPV- und SEV-Protest ist der Contrat social gewachsen, der den SBB-Angestellten trotz Umstrukturierung und Personalreduktion die Beschäftigung sichert. Eine bedeutende gewerkschaftliche Errungenschaft des SEV, zu welcher RPV-Leute den Grundstein mitgelegt haben. Die Rangierer wissen, dass weitere Rationalisierungmassnahmen vor ihrem Beruf nicht halt machen werden. Gelegentlich wird über technische Neuerungen geredet, die diesen Beruf weiter dezimieren könnten. Der RPV nimmt die Herausforderung an, diskutiert Rationalisierungsmöglichkeiten mit im Interesse der Zukunft der SBB und des ganzen öffentlichen Verkehrs. Wer aber glaubt, er könne über die Köpfe der Rangierer entscheiden, wird deutliche Worte hören und sich hüten, sein Handeln zu wiederholen. Der SEV gratuliert dem RPV zu seinem stolzen Jubläum, dankt ihm für die kollegiale Zusammenarbeit und wünscht ihm trotz aller Widrigkeiten einen flotten Beginn in sein zweites Jahrhundert.

Ernst Leuenberger, Verbandpräsident SEV, Nationalrat, Solothurn

Quelle: Heft, Jubiläumschrift 100 Jahre RPV SEV

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